In Erinnerung an Riccardo Cassin zum 110. Geburtstag - Freiluftseele

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In Erinnerung an Riccardo Cassin
Riccardo Cassin
* 2. Januar 1909 in San Vito, Tagliamento, gestorben am 6. August 2009

Mit 17 Jahren kommt Cassin aus dem Friaul in die Industriestadt Lecco, um dort Arbeit zu suchen. Er wird Mechaniker, was ihm später bei der Entwicklung eigener Bergsportartikel helfen wird. In Lecco beginnt er bald mit dem Klettern. Die Kalktürme der Grigna hoch über der Stadt werden zum idealen Trainingsrevier. Er eröffnet dort mit Freunden, meist wie er aus dem Arbeitermilieu stammend, eine Vielzahl schwieriger Routen. Wie auch bei seinen großartigen Neutouren an den Alpenwänden ist Cassin fast immer Initiator und Motor der Unternehmungen, was sich auch darin ausdrückt, dass er meist an der Spitze der Seilschaft klettert (siehe Zitat).

Bis 1946 glücken ihm in den Dolomiten, im Bergell und in den Westalpen außergewöhnliche Erstbegehungen. Zu den bekanntesten gehören sicherlich seine Routen durch die Nordwand der Westlichen Zinne (1935), durch die Nordostwand des Piz Badile (1937) und über den begehrten Walker-Pfeiler an der Grandes Jorasses-Nordwand (1938).
© Archiv Heckmair-Auffermann
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs baut sich Cassin eine eigene, sehr erfolgreiche Bergsportartikelfirma auf und kann wie auch schon zuvor einiges zur Entwicklung moderner Bergausrüstung beitragen. Der Italiener gründet den berühmten Kletterclub „Ragni di Lecco“ (Die Spinnen von Lecco) und unternimmt einige Fahrten zu den Weltbergen (z.B. 1958 Gasherbrum IV, 1961 Mt. McKinley, 1969 Jiri­­shanka (teilweise auch als Leiter der Expedition), wobei im die Erstbegehung der Mount McKinley-Südwand glückt – übrigens „das großartigste Abenteuer meines Lebens“ – wie er selbst feststellt.

Cassin lebt seine Begeisterung für das Klettern auch im Alter weiter aus. So wiederholt er z.B. 1987 – immerhin ist er damals fast 80 Jahre alt! – zum 50. Jubiläum seine Erstbegehungstour durch die Piz Badile-Nordostwand innerhalb von 14 Tagen gleich zwei Mal.

Ein Grund für seine Erfolge sei – wie er selbst sagte – dass er immer sehr gut vorbereitet war. So ist er bei keiner einzigen großen Unternehmung umgekehrt, hat alle seine Neutouren beim ersten Versuch erfolgreich durchgezogen und nie dieselbe Tour ein zweites Mal anpacken müssen. Da zudem bei mancher bedeutenden Route extreme Bedingungen herrschten, gehört sicher auch ein enormes Durchhaltevermögen und ebensolche physische wie psychische Stärke zu seinen Eigenschaften.
Zwei ganz große Bergsteiger: Riccardo Cassin und Anderl Heckmair © Archiv Heckmair-Auffermann
Über Cassin
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