Hermann Huber wird 90 - Freiluftseele

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Hermann Huber wird 90
20.09.2020
Der Grandseigneur des Alpinismus feiert heute Geburtstag

Er ist eine herausragende Persönlichkeit des Alpinismus, war einer der aktivsten Bergsteiger der 1950er bis 1980er Jahre und ist frisch gebackener Träger des Bundesverdienstkreuzes: Hermann Huber, der heute 90 Jahre alt wird!

1930 in München geboren, begann Hermann Huber 1947 mit dem Klettern, nachdem er schon als Kind mit dem Vater die Alpen bei Bergwanderungen kennengelernt hatte. Daraus entwickelte sich eine Leidenschaft, die ihn bis heute begeistert. Seine Unternehmungen machten ihn zu einer der herausragenden Persönlichkeiten des Nachkriegsbergsteigens.

Los ging alles mit ersten Touren an den Ruchenköpfen im Spitzinggebiet. Den VI. Grad lernte er, unüblich für einen Münchner Bergsteiger, nicht im Gebirge, sondern 1948/49 im Frankenjura kennen. Er erwarb sich Fähigkeiten, die er dann auch bei der frühen Wiederholung schwerer und klassischer alpiner Touren unter Beweis stellen konnte: an der Civetta, an der Laliderer oder an der Großen Zinne. Eine Südamerika-Kundfahrt der Jungmannschaft der Sektion München in die Cordillera Blanca und anschließend in die Cordillerengruppe „Raura“, eine damals bergsteigerisch völlig unerschlossene Gruppe, wurde 1955 für Hermann Huber zu einem Schlüsselerlebnis. Er leitete diese Unternehmung – damals völlig untypisch für einen so jungen Mann ohne größere eigene Mittel –, mit Erfolg, denn es gelangen einige Erstbesteigung.
Foto: Archiv Hermann Huber
Auch nachdem Hermann Huber beruflich immer stärker engagiert war und eine Familie gründete, blieb er dem extremen Klettern treu. 1956 heiratete Hermann seine Fanny, und bald gehörten auch zwei Söhne zur Familie, für die der Zusammenhalt immer ein wichtiger Bestandteil blieb, selbst wenn man mitunter auf verschiedenen Kontinenten lebte.

Beim Bergsteigen lockten Hermann Huber ungewöhnliche Ziele. So war er einer der ersten Europäer, der schon 1970 ins kalifornische Yosemite Valley kam. Von 1972 an erkundete er auch die japanische Bergwelt. 1974 dann wurde er Leiter einer Expedition nach Neuguinea zur 5.030 Meter hohen Carstensz-Pyramide, wo Huber und seinen Begleitern eine Erstbegehung gelang. 1977 zog es ihn nach Alaska, wenig später besuchte er das in Bergsteigerkreisen damals völlig exotische Südkorea. Genauso war er aber auch auf ganz anderem Terrain zu Hause, wie in Schottland, als er im Winter eine der gefürchteten Eisrinnen am Ben Nevis durchstieg.
Bei der dramatischen Rettung von Claudio Corti (1957) gehörte Hermann Huber (3. v. l.) zur Rettungsmannschaft.
Archiv Heckmair-Auffermann, Foto: Martin Weixler (Auszug aus „Anderl Heckmair – Ein Leben in Bildern")
Immer interessierte es ihn, neue Berge und Landschaften, aber auch Menschen mit ihm fremden Mentalitäten kennenzulernen, mit Lebensumständen konfrontiert zu werden, die zu Hause nicht zu finden waren und die manchmal wieder das Bewusstsein für den Wert der einfachen Dinge zurückbrachten. Die intensive Verbindung mit den Bergen und den Menschen war und ist Hubers große Motivation.

Obwohl Hermann Huber mit dem klassischen Bergsteigen groß geworden ist und dort immer seinen Schwerpunkt hatte, stand er den Veränderungen, die sich durch das Sportklettern und das Wettkampfklettern im Laufe der Jahrzehnte ergeben haben, offen gegenüber. Sein Respekt gilt der Leistung, ob beim traditionellen Bergsteigen, beim Sportklettern oder beim Höhenbergsteigen.
Neben der bergsportlichen Praxis galt sein Einsatz dem Gebiet der sicherheitstechnischen Entwicklung. So gehörte er Ende der 1960er Jahre zu den Gründungsmitgliedern des DAV-Sicherheitskreises und schrieb eines der fundiertesten alpinen Lehrbücher aller Zeiten unter dem Titel „Bergsteigen heute“!

Dazu kommt natürlich sein großes Engagement und sein weitreichendes Wirken als Mitarbeiter des Bergsportausrüsters Salewa, bei dem Huber 1945 schon in die Lehre gegangen war und sich in späteren Jahren sehr für die Weiter- und Neuentwicklung alpiner Ausrüstung stark machte. Dort konnte er innovative Ideen ausprobieren und umsetzen, erwarb sich dabei auch von dieser Seite große Verdienste rund um den Alpinismus und brachte die Firma Salewa, deren Geschäftsführer Huber von 1972 bis 1988 war, zu großem Erfolg. Die „außergewöhnlichen Verdienste um die bayerische Wirtschaft“ sind übrigens mit einer der Gründe für die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes.
Archiv Hermann Huber, Foto: Hans Jaud
Hermann Huber gehört zu der beneidenswerten Gruppe der zufriedenen Menschen. Trotz gesundheitlicher und unfallbedingter Einschnitte ist er dem Bergsport immer sehr verbunden geblieben, auch wenn inzwischen der Aktionskreis naturgemäß kleiner geworden ist. Zweifellos hat Hermann Huber auch dabei für sich ganz eigene Maßstäbe aufgestellt, um die ihn so mancher deutlich jüngere Bergsteiger beneidet. Im Kopf jung geblieben ist er sowieso! Immer kann man ihn ansprechen, um eine Einschätzung oder einen Kommentar bitten, auch dann, wenn er bis über beide Ohren mit anderen Projekten beschäftigt ist oder seine vielfältigen Kontakte im In- und Ausland pflegt. Auf Hermann Huber kann man bauen, stets bekommt man eine kenntnisreiche und pointierte Antwort, und das auch oft noch verbunden mit einer Anekdote aus seinem so eindrücklich intensiven Leben! Herzlichen Glückwunsch, lieber Hermann!
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